ZUR PERSON PFARRER NIKOLAUS STARK
Aus: "Katholisches Sonntagsblatt" vom 22. Oktober 2006
Er gehört zu den Stilleren im Lande.
Vielleicht auch deswegen haben die künstlerischen Arbeiten des 1931 in Geislingen am Ries geborenen Pfarrers Nikolaus Stark nie die ganz große öffentliche Aufmerksamkeit errungen. Jetzt begleiten Bilder des 75-Jährigen die als Wanderausstellung konzipierte Info-Schau des diözesanen Stiftungsforums. Das Geld aus deren Verkauf soll dieser gemeinnützigen Initiative zugutekommen. Wer Starks Arbeiten zu Gesicht bekommen will, muss reisen. Zum Beispiel nach Ulm-Lehr. In der Allerheiligen-Kirche hat Stark, als er dort von 1973 bis 1997 Pfarrer war, großflächige Wandbilder im Chor und an den Pfeilern hinterlassen -Szenen aus der Bibel, von Adam und Eva unterm Baum der Erkenntnis über Moses vor dem brennenden Dornbusch bis zu Jesus, der dem Zöllner Zachäus bedeutet, bei ihm einkehren zu wollen.
Kunst als Katechese für den Alltag
Stark versteht seine Kunst mit religiösen Motiven als Katechese für den Alltag. Im Religionsunterricht hat er gelernt, wie hilfreich Bilder für die Vermittlung des Glaubens sein können. "Als ich Vikar war, habe ich die Klassen 1 bis 4 zusammen unterrichtet", erzählt er. "Da konnte ich keine Vorträge halten, da war es besser, die Kinder etwas sehen zu lassen."Ein paar Striche mit dem Schwamm an die Tafel -und schon war eine biblische Szene, ein theologischer Zusammenhang altersgerecht illustriert. "In ein paar Minuten war alles wieder weggetrocknet", schmunzelt er. Starks neuere Arbeiten sind da schon haltbarer, auch wenn es manchmal böse Überraschungen gibt. Die Ausmalungen einer Kapelle beispielsweise verschwanden praktisch über Nacht -"weggesägt", sagt Stark -, ohne dass er, der Urheber, vorher informiert worden war. Und die in Fertigbauweise errichtete Kirche in Nebringen, für die Stark Bilder zur Erläuterung des Geheimnisses der Eucharistie gefertigt hatte, wurde 1994 abgerissen.
Illustration des Johannes-Evangeliums
Dafür ist im bayerischen Wallerstein nahe der württembergischen Grenze, wo Stark seit fünf Jahren seinen Ruhestand verbringt, ein neues mehrteiliges Werk entstanden: eine Illustration des Johannes-Evangeliums. Binnen nur zwei Jahren hat der Malerpfarrer in Nischen der halb um die Pfarrkirche verlaufenden Friedhofsmauer markante Szenen aus Jesu Leben verewigt -insgesamt 17 Felder, jede rund 1,30 Meter breit und 1,60 Meter hoch. Irgendwie ist Nikolaus Stark das Malen in die Wiege gelegt gewesen. Er kann gar nicht recht sagen, wie es dazu kam, dass er den Pinsel in die Hand nahm. Vielleicht lag es daran, dass seine Eltern einen Hof hatten und er viel Zeit in der Natur verbrachte und dabei stets die Augen offenhielt. "Das Wichtigste ist das Sehen", bekräftigt er, wenn er nach dem Geheimnis seiner Kunst befragt wird. Mit neun, zehn Jahren hütete er das Vieh und beobachtete dabei die Schönheiten um sich herum. Kein Zufall, dass Blumen, immer wieder Blumen im Mittelpunkt vieler Bilder stehen. Das zeugt für innige Naturverbundenheit. Die schlägt sich aber auch in der Tatsache nieder, dass Stark grundsätzlich keine chemischen Farben verwendet, "sondern nur Naturfarben". Seine großformatigen Wandmalereien hat er mit Kaseinfarben erstellt, eine, vereinfacht gesagt, Mischung aus Quark, Kalk und Farbpigmenten. Die Technik klingt schlicht, bedarf aber trotzdem einigen Geschicks. Der erste Versuch ging prompt daneben: "Ich habe das Kasein zu stark angerührt und die oberste Schicht ist gesprungen", berichtet der Künstler. Eine Tragödie war das nicht: "Ich habe es einfach noch einmal gemacht. "Die Welt mit Starks Augen wahrzunehmen, das heißt sie schlicht, aber nicht einfältig, farbig, aber nicht bunt, optimistisch, aber nicht oberflächlich zu betrachten. Lebenszugewandt und sinnlich erscheinen seine Reiseimpressionen, etwa aus dem Heiligen Land, die auf den Präsentationen des Stiftungsforums der Diözese zum Kauf angeboten werden.
"Ich habe meine Bilder nie für mich verkauft"
"Ich habe meine Bilder nie für mich verkauft", sagt der Geistliche. Andere sollten von seinem Talent profitieren. In diesem Fall fließt der Erlös in die Kasse des Forums und damit in die bistumsweite Förderung des Stiftungsgedankens insgesamt. Künstler, die ihre Fertigkeiten ausschließlich in den Dienst einer guten Sache stellen, sind eher rar gesät. Nikolaus Stark würde ein wenig verlegen beiseite sehen, wenn man ihn so titulieren würde. Es stimmt trotzdem.
Thomas Moritz Müller
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